Zwischen Schimpfwort und Hype
Lange Zeit wurde der Begriff „Minimalismus“ eher spöttisch verwendet, kennzeichnete er doch euphemistisch und durchaus herablassend das, was als zweckmäßig, kahl, trist, ungemütlich, unpersönlich, nüchtern oder ideenlos galt. Die Minimal Art der 60er Jahre konnte kaum als positives Gegenargument herhalten. Klimakrise, Digitalisierung und Reizüberflutung führten allerdings nach und nach dazu, im Leeren von Zeitplänen, Räumen und Gedanken wieder etwas Erstrebenswertes zu sehen. Blogs unterschiedlichster Qualität und Bücher zu diesem Thema schossen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. „Weniger ist mehr“ war auf einmal ein zuweilen leidenschaftlich verfochtenes Glaubensbekenntnis, das sich gern philosophisch überlegen wähnte und sich nicht scheute, selbstgerechte Überzeugungsarbeit leisten zu wollen. Nicht zuletzt wurde der Trend zu einer erfolgreichen Marktlücke. Bei genauerem Hinsehen jedoch stellt sich heraus, dass der Sinn den Hype nicht überlebt hat und unter dem Sammelwort unterschiedlichste Ansätze wahl- und geistlos durcheinander gewürfelt wurden.
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